Die CIA hatte den Plan, Assange zu töten – Eine explosive Enthüllung im Gerichtssaal

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Julian Assange, Bildquelle: Wikimedia Commons via Flickr, Espen Moe, Bildlizenz: CC BY 2.0

von Niki Vogt

Der Auslieferungsprozess gegen Julian Assange zieht sich hin. In der Zweiten Woche eröffnete das Team von Assanges Anwälten im Londoner Gericht „Old Baily“, dass die CIA plante, den WikiLeaks Gründer Assange zu ermorden.

Die US-Geheimdienstler haben, wie die britische Daily Mail schreibt, einen Plan ausgearbeitet, demzufolge einige „zwielichtige, spanische Privatdetektive“ Julian Assange entführen sollen oder zu vergiften. Das enthüllte der Menschenrechtsanwalt und Verteidiger von Assange, Edward Fitzgerald im Gerichtssaal. Dieser Plan sollte noch in der ecuadorianischen Botschaft ausgeführt werden und es sollte wie ein Unfall aussehen. Julian Assange und WikiLeaks hatten zuvor 250.000 streng geheime US-Dokumente online gestellt.

Das spanisches Sicherheitsdienst-Unternehmen Undercover Global SL (UC Global) war damals von den US-Behörden beauftragt worden, um Julian Assange in seinem Asyl in der ecuadorianischen Botschaft überall auszuspionieren und zu überwachen. Insbesondere auch vertrauliche Gespräche zwischen ihm und seinem Anwalt abzuhören und aufzuzeichnen und dem Amerikanischen Geheimdienst zur Verfügung zu stellen. Aber dabei blieb es nicht. Wie die spanische Zeitung „El Pais“ am 27. Juni 2020 berichtete, hatte sich auch die deutsche Bundesanwaltschaft an die spanische Polizei gewandt. Man wünschte deren Ermittlungsergebnisse gegen UC Global weitergeleitet zu bekommen. Es geht dabei um die Audio- und Videoaufnahmen, die der Inhaber von UC Global, die ein gewisser David Morales, ein ehemaliger Militärangehöriger, an die CIA übergeben hatte. Die spanische Zeitung „El Pais“ veröffentlichte sogar Fotos aus der Überwachungsorgie.

David Morales, Eigentümer der UC Global war besessen davon herauszufinden, ob das Baby, was immer wieder mit in die ecuadorianische Botschaft zu Assange gebracht wurde, sein Kind ist. Er ließ sogar eine volle Windel des Babys stehlen, um daraus eine DNA-Probe zu gewinnen für einen Vaterschaftstest.

Der Grund für die deutsche Anfrage: Journalisten des NDR sollen Julian Assange in der Botschaft aufgesucht haben und dabei von UC Global ausspioniert worden sein. Es handle sich um die NDR-Mitarbeiter John Goetz, Reiko Pinkert und Antonius Kempmann. Auch der Spezialist für Datensicherheit und ehemaliger Sprecher des Chaos Computer Clubs, Andy Müller-Maguhn, soll während seiner Besuche bei Assange von David Morales überwacht und gefilmt worden sein. Müller-Maguhns Reisetasche wurde durchsucht und seine Mobiltelefonnummern von UC Global-Mitarbeitern fotografiert. Überall in der Botschaft sollen durch UC Global Live-Stream-Audiogeräte und Videokameras versteckt installiert gewesen und alle Räume von außen durch Lasermikrophone abgehört worden sein.

Das Belauschen der Gespräche eines Angeklagten mit seinem Anwalt, um deren Verteidigungsstrategie zu erfahren, ist eine Straftat.

Die Ausspionierung: Julian Assange erhält Besuch von Lowell Bergmann, der – links im Bild – von einem UC Global Mitarbeiter abgetastet wird. Rechts ein Bild aus dem heimlich aufgenommen Gespräch zwischen Bergman und Assange

Bei Ihrer Anfrage bezieht sich die Bundesanwaltschaft auf den Bericht im „El Pais“. Die deutsche Bundesanwaltschaft beschuldigt Herrn David Morales der Vergehen gegen die Privatsphäre, die Geheimhaltung der Kommunikation zwischen Anwalt und Mandant und wegen Veruntreuung, Bestechung, Geldwäsche und illegalen Waffenbesitzes. Gegen David Morales laufen zur Zeit Ermittlungen. Bis zu seinem Strafprozess ist er auf freiem Fuß.

Hier einige zusammengeschnittene Aufnahmen aus der Zeit in der ecuadorianischen Botschaft in London:

 

Der Anwalt Fitzgerald präsentierte dem Gericht die Aussagen eines anonymen Whistleblowers, der im Prozess nur als „Zeuge Nummer zwei“ bezeichnet wurde. Die Richterin Vanessa Baraitser sicherte beiden Zeugen Anonymität zu. Die Zeugen befürchten nicht zu Unrecht Racheakte von David Morales für ihre Aussagen. Dazu haben sie anscheinend auch Grund. Die spanische Polizei fand bei einer Hausdurchsuchung in der Wohnung von Morales geladene Waffen mit weggeschliffenen Seriennummern.

Der „Zeuge Nummer Zwei“ berichtete, mitgehört zu haben, wie David Morales vom UC Global die Entführungs- Unfall- und Mordpläne gegen Assange diskutierte. „Zeuge Zwei“ ist nur einer von einer ganzen Gruppe von Whistleblowern, die sich bei den WikiLeaks-Anwälten gemeldet haben, um gegen die Machenschaften von UC Global auszusagen. In seiner Aussage erklärte „Zeuge Zwei“ ausführlich, wie Morales seinen Mitverschwörern erzählte, dass „die Amerikaner ziemlich verzweifelt seien“ und brutalere Maßnahmen verlangt haben, um „die Situation zu beenden“, sprich: Das „Problem Assange“ endgültig zu lösen. Dabei sei auch eine Vergiftung in Betracht gezogen worden.

Assange, den man im letzten Jahr aus der ecuadorianischen Botschaft herausgezerrt hatte und inhaftiert, sitzt immer noch im Belmarsh-Gefängnis. Er kämpft vor Gericht gegen eine Auslieferung an die USA. Dort liegen 18 Anklagen gegen ihn vor, die ihm eine Gefängnisstrafe von 175 Jahren einbringen könnten. Hauptsächlich wird ihm wegen der Onlinestellung von 250.000 Geheimdokumenten der Tatbestand der Veröffentlichung von Staatsgeheimnissen vorgeworfen. Es besteht zu Recht die Sorge, dass die Bedingungen, die Julian Assange in seiner lebenslangen Einkerkerung zu erwarten hätte, fürchterlich wären. Sein Anwalt, Edward Fitzgerald, nannte es „unmenschliche“ Bedingungen und dass die Julian Assange womöglich in den Selbstmord treiben würden.

Der Gegenspieler bei dem Prozess ist der US-Anwalt QC James Lewis. Er vertritt die USA in dem Auslieferungsverfahren die US-Regierung und sieht in Julian Assange einen ganz gewöhnlichen Kriminellen, der in den Computern der US-Regierung Daten und Informationen stiehlt und hackt – und daher vor ein US-Gericht gestellt werden muss.

Dagegen hält Assanges Verteidiger Edward Fitzgerald, dass „die Strafverfolgung nicht durch echte Sorge um die Justiz“ motiviert sei, sondern dass es hier um Politik gehe.Weil aber hier die Strafverfolgung aus politischen und nicht in gutem Glauben und aus Gerechtigkeit betrieben werde, müsse die Auslieferung abgelehnt werden. Der Angeklagte würde in den US kein faires Verfahren bekommen.

Während der Verhandlung sangen draußen über 500 Unterstützer Julian Assanges immer wieder „Free Julian Assange“, so dass die Verhandlung teilweise kaum geführt werden konnte. Julian Assange stand einmal in seiner Anklagebank auf und sagte: „Ich bin sehr dankbar für diese öffentliche Unterstützung und ich verstehe, dass sie angewidert sind!“